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Abend für Abend setzte sich eine fromme Familie zum Abendessen zusammen und betete vor dem Essen. Der Vater beendete das Gebet, indem er Gott bat, als Gast der Familie bei Tisch zu erscheinen und das Essen zu segnen. Jeden Abend, bevor man zu essen begann, schloss der Vater das Gebet mit denselben Worten. Der kleine Sohn hörte diesem Gebet jedes Mal sehr aufmerksam zu.

Eines Tages fragte der kleine Junge seinen Vater: „Warum bittest du Gott jeden Abend zu kommen, wenn Er nie kommt?“

Dem Vater fiel keine Antwort ein, aber irgendwie meinte er: „Mein Sohn, wir werden einfach weiter warten. Ich bin sicher, dass Gott unsere Einladung jeden Abend hört.“

Der Sohn meinte dann: „Na gut, Vater, wenn du Gott wirklich zum Abendessen erwartest, warum bereitest du für Ihn niemals einen Platz am Tisch vor? Wenn du wirklich möchtest, dass Gott erscheint, dann sollten wir doch für Ihn decken!“

Der Vater war verwirrt über die scharfe Beobachtung und die Fragen seines Sohnes. Um das Fragen zu beenden, deckte der Vater am Tisch einen Platz für Gott. Er legte schönes Silberbesteck, einen Teller und eine Serviette hin und stellte ein Glas dazu.

Kaum war er damit fertig, klopfte es an der Tür. Der Junge war aufgeregt und dachte, dass Gott nun kommen würde. Als er die Tür öffnete, sah er einen kleinen obdachlosen Jungen in der Tür stehen. Dieser zitterte, weil es draußen so kalt war. Der Sohn war zuerst bestürzt, weil er erwartet hatte, Gott zu sehen. Doch dann dachte er einen Augenblick lang nach und sagte: „Ich glaube, Gott konnte heute nicht kommen, und so schickte Er diesen Jungen an Seiner Stelle vorbei.

Komm herein.“ Und er setzte den Buben an den für Gott vorbereiteten leeren Platz am Abendtisch.

Diese Geschichte erinnert uns daran, dass wir niemals wissen, in welcher Gestalt uns Gott erscheint. Viele möchten nur Gott selbst dienen. Wir erkennen nicht, dass es auch ein Dienst an Gott ist, Seiner Schöpfung zu dienen. Jeden Tag bietet uns das Leben Gelegenheiten, anderen zu helfen. Wenn wir anderen helfen, dann helfen wir Gottes Kindern.

Alle sind ein Teil Gottes. Wenn wir jemanden abweisen, weisen wir ein Kind Gottes ab. Wie können wir erwarten, dass Gott an uns Gefallen findet, wenn wir einem Geschöpf Gottes nicht helfen?

Spiritualität bedeutet, sensibel für die Bedürfnisse der anderen zu sein und sich darauf einzustellen. Während wir versuchen, durch unsere Meditationen spirituell voranzukommen, sollten wir auch beginnen, unser Herz zu öffnen, um die gesamte Schöpfung als eine Familie darin einzuschließen. Wir werden feststellen, dass wir aus unserem Herzen heraus dienen werden, wenn wir nichts für uns selbst als Belohnung erwarten. Wenn wir das tun, dann wird Gott wirklich an uns Gefallen finden.